Die Suche nach "asymmetrischer Symmetrie"
Ralph Hübschmann
Sein Werkstoff ist Holz. Der Skulpteur Ralph Hübschmann hat sich ganz diesem Material verschrieben. Geboren wurde der Künstler 1957 in Greiz in Thüringen. Mit 30 Jahren macht er die ersten - für's künstlerische Schaffen - einschlägigen Berührungen mit dem Material Holz. Einschlägig deshalb, weil hierauf Selbststudium der Holzbildhauerei, sowie einige Naturstudien folgen. Insofern markieren diese Begegnungen mit dem Material Holz einen Punkt, ab dem ein neugieriges, ästhetisches Verlangen ganz die Augen öffnet – der Holzskulpteur Hübschmann ist geboren. Drei Jahre später folgt eine vierjährige und enge Zusammenarbeit mit der Greizer Künstlerin Elly-Viola Nahmmacher. 1997 beginnt Hübschmann eine individuelle Formensprache mit Hilfe von „dreidimensionalen, sinnlichen und zeitlosen Skulpturen, in der, der ästhetische Aspekt und sensibilisieren des Holzes im Vordergrund stehen“ zu entwickeln. Viele Ausstellungen folgen in Deutschland, Österreich, der Schweiz als auch Italien. 2008 gewinnt der Holzkünstler den Palm Art Award der Art Domain Galerie aus Leipzig. Soviel zur künstlerischen Biographie. Aber wer ist dieser Künstler, was ist das für eine Kunst, die er macht? Was hat es mit dem Material Holz auf sich? Beginnen tun die Arbeiten meist mit einem Baumstamm. Nach und nach nimmt daraufhin der Baumstamm an Sein ab und wird immer mehr zur Skulptur – ich meine eine Skulptur kristallisiert sich immer mehr heraus. Der persönliche Bezug Hübschmanns zum Material Holz wird – wie schon erwähnt -1987 geboren als der Künstler Möbel in seiner Wohnung im Barockstil fertigen will. Nachdem seine damalige Wohnung ausgestattet ist geht er zum Schnitzen über und schafft erste realistische Skulpturen. So entstehen z.B. 1992 aufwendig verzierte Schachfiguren und ein Schachtisch als auch ein Schaukelstuhl. Im Laufe der Jahre geht seine Entwicklung immer weiter, seine Werke neigen mehr und mehr zur Abstraktion, ein eigener Stil wird mehr und mehr sichtbar. Mit Hilfe von Hölzern mit besonderer Maserung und Farbgebung wie dem rötlichen Padouk oder gar mit Bernstein sucht Hübschmann immer wieder die ästhetische Form. Die Form selbst ist bei ihm auch Transporteur von Wärme, Ruhe und Wohlbefinden. Seine Arbeitsweise ist von einer Penetranz und Perfektion, sowie einer ausgesprochenen Sensibilität gegenüber dem Werkstoff gekennzeichnet. Am Ende soll nicht Grobheit, sondern weiches, fast schon fließendes Holz stehen. Obwohl der Künstler mit einer sehr klaren Vorstellung ans Werk geht, muss die Dynamik, die Eigenheit des Materials stets berücksichtigt werden. So kann man auch sagen: Hübschmann versklavt das Holz nicht dazu bestimmte Formen anzunehmen, vielmehr geht er mit dem Material bedächtig voran als wäre es eigenes Leben. Und wer weiß schon, ob es das nicht auch ist? Das Rascheln der Blätter macht uns stutzig. Die Themen seiner Arbeiten sind vor allem die Natur als auch die menschliche Seele. Ich zumindest vermute zwischen beiden einen engen Zusammenhang. Zeitlosigkeit, Schönheit, Dynamik und Ruhe sind nur Begriffe, die man mit seinen Werken in Verbindung bringen kann. Der Künstler selbst spricht von der Suche nach „asymmetrischer Symmetrie“. Auffällig bei seinen Skulpturen ist nach Aussage Hübschmanns auch das Beobachter sich nicht mehr mit der Rolle nur Beobachter zu sein zufrieden geben wollen. Es entsteht ein Drang, ein Wunsch, eine Sehnsucht die Skulpturen zu berühren. Man möchte fast sagen zu streicheln. Die Skulpturen gehen hier über das Gesehenwerden hinaus und öffnen auch die Tür zum haptischen Erfasstwerden. Und was drückt Zuneigung mehr aus als der Akt sinnlichen Berührens?
Wilken Wehrt
Global Arte Magazine
Hamburg